Once in a lifetime - einmal im Leben sich das Besondere, das Extravagante gönnen?
Voila - in Las Vegas befindet man sich mitten im amerikanischen Zentrum der unbegrenzten Möglichkeiten. Hier vermischen sich 24 Stunden am Tag Show-Fantasien und Realität. Wenn nicht hier, wann sonst hat man die Chance, einmal selbst Teil der Glitzer-Welt zu werden?
Und so nahm der Jetset-Traum schon früh am Morgen seinen Lauf.
Direkt vor dem Hotel erwartete uns die schwarze Stretch-Limousine, selbstredend mit dem stilechten Fahrer im schwarzen Anzug, der geflissentlich die Türen mit einer leichten Verbeugung und einem Lächeln öffnete. Alles exakt die richtige Mischung aus Untertänigkeit und respektvoller Zuwendung.
Kaum hatten wir es geschafft, uns in der mehr als fünf Meter langen Limousine nicht irgendwie verloren vorzukommen, waren wir auch schon am Helicopter-Airport angekommen. Las Vegas ist wegen der umgebenden Wüste die wohl grösste Oase der Welt und eine richtige amerikanische Grossstadt, aber andererseits auch fast wieder ein Dorf. Alles liegt neben allem. Alle Hotels liegen am berühmten Strip, der Glamour-Meile, die das Zentrum durchzieht. Und der internationale Flughafen grenzt unmittelbar an die City. Fast von jedem Hotel ist man in 10 Min am Airport und umgekehrt. Jeder Besucher soll möglichst schnell die unzähligen Show-Theater und vor allem die flächendeckenden Spielcasinos erreichen können. Nur so ist gewährleistet, dass der Spass sofort beginnt, aber auch die Dollar-Maschinerie rund um die Uhr am Laufen gehalten wird.
„This will be the event of your lifetime“, hatte uns unser Chauffeur Jim mit auf den Weg gegeben, als wir auf das schicke Abfertigungsgebäude der Helicopter-Fluggesellschaft zusteuerten.
Das Event ging dann auch recht schnell los. Roter Helicopter in sehr gutem Zustand, vier weitere Passagiere ausser uns. Dazu wolkenloser, strahlend blauer Himmel, Plätze im Frontteil (die während des Tages von den Organisatoren beeindruckend konsequent durchgewechselt wurden) neben dem Piloten mit seinen beruhigenden vier Streifen auf den Schulterklappen. Beste Voraussetzungen. Wenn da nicht diese tiefsitzende Skepsis gegenüber der Leichtbauweise dieses Fluggerätes namens Helicopter gewesen wäre… Aber alles gut. Anschnallen, Kopfhörer auf, noch einmal tief durchatmen und plötzlich war der Boden schon 50 Meter unter uns. Mit einer spektakulären Rechtskurve nahm der Pilot Kurs auf den Grand Canyon.
Was mit dem Auto über 4 Stunden dauert, schafft der Heli in ca. 45 Min. 45 Minuten voller „Ohs“ und „Ahs" und „Schau-mal“, allerdings zwang der Geräuschpegel mehr zu pantomimischer Kommunikation. Musik auf beiden Ohren trug zur Entspannung bei. Kein Zufall, dass sich jeder Song irgendwie um das Fliegen drehte. Da durfte die Steve Miller Band mit „Fly like an eagle“ nicht fehlen. Gleichzeitig zog unter uns eine atemberaubende Landschaft vorbei. Die Erläuterungen zu den Sehenswürdigkeiten in der Tiefe folgten umgehend aus den Kopfhörern.
Der Hoover-Damm, ein 1938 entstandener Staudamm der Superlative mit seiner über 200 Metern hohen Staumauer, der den Colorado-Fluss hinter sich zum Lake Mead aufstaut. Die 3,2 Million Kubikmeter Beton, die im Hoover-Damm verbaut wurden, würden ausreichen, um eine zweispurige Autobahn von San Francisco nach New York zu bauen. Die Talsperre garantiert nicht nur das Überleben des Energie-Molochs Las Vegas, sondern ist auch Wasser- und Strom-Lieferant für Nevada, Arizona und Kalifornien.
Die Mojave -Wüste, die in den Bundesstaaten Nevada, Utah, Arizona und Kalifornien liegt und sich über 35.000 qkm erstreckt. Der wechselnde Sonnenstand zauberte unterschiedlichste Farben auf die Wüsten-Oberfläche. Mal rot, mal blau-grün, mal gelb, eine Farbpalette der Natur. Und so hart die Wüste auch aus der Ferne erscheint, so beherbergt sie doch eine Fülle an Pflanzen und Tierarten.
Das tiefe Blau des Lake Mead, dem Stausee mit einer Länge von 170 km und einer Tiefe bis zu 150 m, wirkte im Kontrast zu den Wüsten- und Sandstein-Farben fast surreal, aber lies unseren bewunderten Blick nicht los. Unzählige kleine Boote zogen auf der Wasseroberfläche weit unter uns ihre Spuren.
Weiter folgte der Heli dem Flussbett des Colorado. Dieser Fluss, der eine Länge von über 2.300 km hat und es über 6 Millionen Jahren geschafft hat, das berühmteste aller Flussbette in den Sandstein zu graben - den Grand Canyon. Nicht umsonst eines der sieben Naturwunder der Welt, 450 km lang, zwischen 6 und 30 km breit und bis zu 1.800 m hoch. Immer tiefer wurde die Schlucht und bisweilen schienen die Rotoren des Heils fast die Wände des Canyons zu berühren.
Und schliesslich setzte der Heli am Flussufer auf, wir hielten den Atem an. Aber nur kurz, denn dann ging es per Boot weiter. Wir waren auf dem Colorado! Der zeigte sich mit seinem gelb-braunen Wasser zwar nicht von seiner schönsten Seite (blau-grün ist er wohl nur kurze Zeit in den Wintermonaten), aber alleine die Bedeutung des Augenblicks war unbeschreiblich. Aber da war auch diese andere Seite: der Fluss führt von Jahr zu Jahr weniger Wasser. Erklärung des Guides zu diesem ökologischen Problem unglaublichen Ausmasses: keine. „Aber wir hoffen, dass alles wieder besser wird. Wer will noch ein Foto machen?“
Kurze Zeit später saßen wir wieder in diesem Fahrstuhl namens Helicopter, der uns binnen Minuten vom Ufer an den Rand des Canyons liftete - ein Unterfangen für das man zu Fuss fast einen Tag gebraucht hätte.
Per Pendelbus ging es zu Sehenswürdigkeiten, über deren Wert man geteilter Meinung sein kann: der Eagle Point mit dem ultra-modernen Skywalk, der es einem ermöglicht, sich 240 m über dem Canyon in einer Menschenprozession zu bewegen. Aber nur wenn man gewillt war, ein 25 Dollar Eintrittsticket zu lösen, jegliche eigene Fotokameras und Smartphones bei strenger Kontrolle abzugeben und für das offizielle Foto des Skywalk-Betreibers nochmals 25 Dollar zu zahlen. Den Guano-Point und die Hualapai-Ranch, die beide auf die historische Besiedlung durch den Hualapai-Stamm hinweisen, aber nur der billige Abklatsch einer Western-Filmkulisse in Kombination mit Souvenir-Shops sind. Am beeindruckendsten sind nur die Stellen, wo Info-Tafeln die Geschichte dieses Indianerstammes würdigen. Die vereinzelt ins Geschehen eingebundenen Menschen sichtbar indianischer Herkunft wirkten dabei eher verloren und Mitleid erregend. Ein Teil des Tages, den man schlichtweg als verzichtbar bezeichnen kann.
Mit einer grossen Portion Nachdenklichkeit stiegen wir wieder in den Helicopter.
Es war schon spät und die Sonne begann am Horizont unterzugehen als wir auf Las Vegas zuflogen. Wenn man ehrlich ist, ist diese Wüstenstadt am Tag ziemlich hässlich. Aber sobald die Sonne schwächer wird, entwickelt sie ihre ganz eigene Schönheit. Alles blitzt und blinkt, Leuchtreklamen in den verrücktesten Farben, Werbe-Bildschirme, die die gesamte Front eines Hotel-Komplexes bedecken und diese Stadt Tag und Nacht nicht zur Ruhe kommen lassen.
Mit dem Helicopter über dieses Schauspiel hinweg zu fliegen, ringt einem uneingeschränkte Bewunderung ab und macht deutlich, warum diese Stadt so ist wie sie ist und warum sie Jahr für Jahr ca 40 Millionen Menschen aus aller Welt anzieht.
Landung. Durchatmen. Nachwirken lassen. Stilecht zurück zum Hotel mit der Lincoln-Stretchlimousine. Ein Ereignis, das maximal beeindruckt, aber auch Gedanken anstösst. Wie so vieles im Leben. Und nicht nur once in a lifetime.
Ein sehr guter Anbieter für Helicopter-Ausflüge zum Grand Canyon mit unterschiedlichem Programm ist z.B. Sundance-Helicopter in Las Vegas. Das 200 Leute starke Team ist professionell und äusserst kompetent. Brenda kümmert sich zusammen mit ihrem Chef Eric sehr freundlich und geduldig um jede Anfrage und auch um Spezial-Arrangements.
http://www.sundancehelicopters.com/
© Bildlizenzen: Ellen Kuhn & Joachim Materna, Sundance Helicopters