Südafrika ist das absolute Traumland, was Natur und Tierwelt anbetrifft. Exotische Tiere in savannenartiger, karger Landschaft, gewaltige Fels- und Bergformationen, die zum Wandern und Klettern einladen, atemberaubende Küstenstrecken mit schroffen Klippen, an die die Gischt peitscht, Träumstrände aus puderzucker-weißem Sand und saftig grüne Weinlandschaften, die die Täler der Bergketten durchziehen. Lifestyle und Naturverbundenheit pur.
Kapstadt als einzigartige Metropole vereint fast alle diese Naturschauspiele in unmittelbarer Nähe. Aber wo in oder um Kapstadt kann ich eine Safari machen, wenn ich beispielsweise auf einer Weltreise ausschließlich Kapstadt ansteuere und darüber hinaus nicht wirklich viel Zeit habe? Auf der Suche nach der nächsten und bequemsten Möglichkeit begaben wir uns auf die Suche.
Das von Kapstadt aus am schnellsten zu erreichende Private Game Reserve ist das Fairy Glen Game Reserve. Es liegt ca. 1,5 h (115 km) nordöstlich von Kapstadt nahe des Ortes Worcester, es beherbergt die Big 5 (abzüglich Geparden), ist sehr intim, überschaubar und in einer traumhaft schönen Landschaft gelegen, umgeben von saftigem Grün und Bergen.
Wir entschlossen uns, selbst nach Worcester zu fahren und - da wir gerne länger schlafen - für die Afternoon-Safari. Schon alleine die Fahrt nach Worcester ist ein Traum! Nach geraumer Zeit auf der N1 fährt man ab Paarl in eine ästhetische Weinlandschaft, die schon bald von hohen Gebirgsketten abgelöst wird. Über den ebenfalls sehr sehenswerten Pass oder alternativ durch einen Tunnel geht es dann nach Worcester.
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Das Fairy Glen liegt am Fuße der Berge des Fonteintjiesberg Nature Reserve. Nach der Anmeldung fährt man mit dem eigenen Auto auf das Gelände und erblickt schon gleich die ersten Elefanten, Antilopen oder Springböcke. Noch etwas unsicher manövrierten wir uns zum Haupthaus inmitten des Game Reserves. Nach einer herzlichen Begrüßung gab es ein zünftiges Mittagessen auf Buffet-Basis. Dann begrüßte uns bereits unser Ranger Andrew und wir nahmen im offenen Geländejeep mit „Safari-Aufsatz“ Platz. Andrew fuhr langsam, versiert und gekonnt immer bedacht auf den richtigen Sicherheitsabstand zu den Tieren.
Nach ungefähr 3 Minuten standen wir bereits vor den ersten zwei Nashörnern. Live, in Farbe und 3 D! Ein bisschen beäugten sie uns misstrauisch, liefen aber mit ihrer schweren, plumpen Art einfach vor unserem Jeep vorbei. Andrew versorgte uns mit vielen hilfreichen Details zur Verhaltens- und Lebensweise jeder Tierart und weniger schönen Anekdoten zu ihren Konfrontationen mit dem Menschen. Die beiden Exemplare vor uns wurden beispielsweise vor ein paar Wochen von Eindringlingen betäubt und Ihres wertvollen Horns gewaltsam entledigt. Auf dem Schwarzmarkt sind Stoßzähne von Elefanten sowie die Hörner der Rhinos einfach zu viel wert…
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Dass wir in den nächsten drei Stunden Elefanten, Löwen, Büffel, Straußen und vieles mehr aus nächster Entfernung in kürzester Zeit fast hautnah erleben durften, lag daran, dass wir in einem 70 Quadratkilometer großen Game Reserve gelandet waren. In einem Nationalpark wie dem Krüger bräuchte man - da die Tiere ja auf wesentlich größerer Fläche leben - um einiges mehr Zeit.
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Zum Abschluss erwartete uns dann noch ein Highlight. Mit bloßen Händen durften wir einen Elefanten live berühren und füttern. Man würde es nicht für möglich halten, dass diese großen wuchtigen Tiere eine so unglaublich sanfte weiche Haut haben, die allerdings unzählige starke Muskeln Ihres Körpers umhüllt. Alleine der Rüssel besteht aus 40.000 verschiedenen Muskeln. Da die beiden einzigen Elefanten-Männer nachts zu gefährlich für die anderen Tiere oder sich selbst werden könnten, übernachten die beiden 40 Jahre alten Elefanten in einer Art Freiluft-Box, wo sie auch einen Großteil ihres Nahrungsbedarfes decken, der täglich bei fast 500 kg liegt. Und sie sind hier auch vor ihren anderen größten Feinden geschützt - wildernden Menschen.
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Bei der Ausfahrt erwartete uns dann allerdings noch eine Überraschung der anderen Art. Vergnügt und erfüllt von den tollen Eindrücken begaben wir uns zu unserem Auto, um die Heimfahrt anzutreten. Nur ein kleiner Abschnitt durch den Park und dann auf die Autobahn Richtung Kapstadt. Wenn da nicht das Nashorn gewesen wäre, dass mitten auf der Straße stand und keinerlei Anstalten machte, sich zu bewegen. Geländefähig war unser Auto nicht und in den Instruktionen stand klar und deutlich, die Straße nicht zu verlassen. Da wir schon zu weit gefahren waren, um umzudrehen, beschlossen wir, es zunächst mit Abwarten zu versuchen. Das Nashorn hatte uns im Blick, zeigte aber keine Bereitschaft, seinen Platz zu verlassen. Hinter uns war bereits eine elend langsame Schildkröte von rechts nach links durch den Rückspiegel gelaufen, aber das Nashorn blieb stehen. Ganz allmählich beschlossen wir, uns ihm zu nähern, nur wenige Zentimeter, mehr nicht. Tatsächlich, es bewegte sich etwas von der Straße. „Das könnte funktionieren“ dachten wir. Ganz langsam näherten wir uns weiter und siehe da, das Nashorn bewegte sich ebenfalls weiter weg von der Straße. Nun war allerdings der Augenblick gekommen, es zu „passieren“. Was tun? Es wagen oder doch zurückfahren?
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Wir wagten es, wieder ganz langsam, um seine Komfortzone nicht zu stören. Doch leider differierte seine Definition von seiner Komfortzone erheblich… Auf einmal begann es auf uns zu zu galoppieren. Achim schrie „weg hier“, Ellen trat reflexartig aufs Gas - glücklicherweise unter exzellenter Kooperation unseres Mietwagens. Obwohl es für das Nashorn eher schmerzhaft und traurig ist, dass es sein Horn nicht mehr hat, dankte es uns unser Mietwagen um so mehr, denn der Kopf des Nashorns verfehlte unser Heck um wenige Millimeter. Adrenalin-Ausstoß pur. Aber auch Glück und Dankbarkeit dafür, dieser prekären Situation um einen Wimpernschlag entgangen zu sein. Vermutlich war es der laufende Motor, der unserem Nashorn suggerierte, wir könnten ein schnaubernder, angriffslustiger VW-Löwe sein. Aber was uns diese Situation hautnah gezeigt hat - wilde Tiere sind und bleiben wilde Tiere, egal wie sehr sie auch an den Menschen gewöhnt sein sollten.
Resümee. Alles in allem ist das Fairy Glen sicher eine gute, bequeme Möglichkeit, um von Kapstadt aus ein Stück „Safari“-Atmosphäre zu schnuppern. Sicher nichts für passionierte Safari-Liebhaber, die ausschließlich Tiere in freier Wildbahn beobachten wollen und vielleicht sogar eine Safari in einem Nationalpark auf Ihrer Südafrikareise geplant haben. Für Safari-Neulinge jedoch oder Menschen, denen es um ein Wildlife-Erlebnis mit überschaubarem Aufwand von Kapstadt aus geht, für die scheint diese Experience optimal. Mit den richtigen Erwartungen erlebt man - wie wir - einen traumhaft schönen Tag, zu dem auch die Landschaft und die Fahrt dorthin gehören.
Die 1,5 Stunden An- und Rückfahrt empfanden wir als genau richtig und nicht zu anstrengend. Für Liebhaber längerer Autostrecken bietet sich auch das etwas größere Game Reserve Inverdoorn an, es liegt hinter Worcester, in Summe aber ca. 2,5 h von Kapstadt oneway entfernt und ist etwas größer und touristischer.
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Da uns - bevor wir uns sehr intensiv damit beschäftigten - die Begrifflichkeiten der Safari-Welt Südafrikas noch nicht all zu sehr geläufig waren, hier eine knappe, sehr einfache „Einführung“ und eine geografische Einordnungen:
Nationalparks. Natürlich gibt es unzählige Nationalparks in Südafrika, viele beherbergen allerdings auch „lediglich“ Vögel, Kleintiere und Fauna. Wenn wir früher an einen Nationalpark in Südafrika gedacht haben, so war dieser in unserer idealisierten Vorstellung meist mit einer „Foto-Jagd“ auf wilde Tiere verbunden gewesen.
Wohl der bekannteste dieser Art von Nationalparks ist der Krüger Nationalpark im Nordosten von Südafrika. Er umfasst eine Fläche von ca. 20.000 Quadratkilometern und zählt damit zum größten Wildschutzgebiet des Landes. Im Park leben 147 Säugetierarten inklusive der „Big Five“, außerdem etwa 507 Vogelarten und 114 Reptilienarten, 49 Fischarten und 34 Amphibienarten. Das charakteristische eines Nationalparks ist, dass die Tiere - in einem allerdings auch abgegrenzten Areal - unter nahezu natürlichen Bedingungen leben.
Der Krüger Nationalpark liegt im Malaria-Gebiet, zu den malaria-freien Parks zählen unter anderem der Pilanesberg (550 Quadratkilometer) in der Nähe von Johannesburg oder der Addo-Elephant Park (1.640 Quadratkilometer) bei Port Elizabeth. Letzterer ist der Nationalpark, der am nächsten zu Kapstadt liegt und als Schmakerl auch noch am Anfang der wunderschönen und legendären Gartenroute. Leider liegt auch er fast 800 km von Kapstadt entfernt - lohnt sich demnach eher nicht für einen Tagesausflug.
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Game Drive. Das Wort Game Drive kommt aus dem Englischen, wobei der Begriff Game für Wildtiere steht und von der Pirschfahrt die Rede ist. Es gibt dabei 2 verschiedene Varianten, entweder ist man mit einem eigenen Geländewagen alleine oder mit einem professionellen Guide unterwegs oder man genießt den Service einer Lodge oder eines Camps, wo man mit offenen Geländewagen und lokalen Guides organisierte Pirschfahrten in der Gruppe oder privat unternehmen kann.
Game Reserve bzw. Private Game Reserve. Es handelt sich hierbei um ein Wildreservat, bzw. Wildschutzgebiet, wo wilde Tiere sicher leben und auf gesteuerte Weise auch gejagt werden können. Das gilt in Private Game Reserves in der Regel nicht für Löwen, Geparden und Tiger - die Lebendfütterung ist hier gesetzlich verboten. Von Private Game Reserves gibt es in Südafrika eine Menge. Viele umgeben meist sehr luxuriöse Lodges und Camps. Täglich gibt es auch hier die sogenannten Game Drives. Die Tiere leben zwar freier und auf sehr viel größerem Areal als im Zoo - je nach Größe des Wildreservats. Meist sind allerdings die Löwen und Tiger in einem separaten „Gehege“, obwohl sich das nicht mit einem Zoo vergleichen lässt, auch hier gibt es viel mehr Auslauf.
Ein wichtiger Unterschied zu einem Nationalpark ist auch, dass die Betreiber in das Leben der Tiere eingreifen. So wird beispielsweise in Dürreperioden, dass Futter mit Nährstoffen angereichert und zugefüttert, so dass die Tiere dennoch gesund bleiben und nicht - wie in freier Wildbahn - eventuell sterben würden. Dadurch haben viele Tiere eine deutlich höhere Lebenserwartung als in freier Wildbahn oder auch zum Beispiel im Krüger Nationalpark.
Viele dieser Game Reserves befinden sich entlang der Gartenroute, beispielsweise der Botlierskop oder das Gondawana Game Reserve in der Nähe der Mossel Bay.
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Flugsafari. Mit einer kleinen Propellermaschine geht es in einen Nationalpark oder ein Game Reserve oder sogar - je nach Geldbeutel - zu unterschiedlichen. Von Johannesburg aus wird beispielsweise das Madikwe Game Reserve (750 Quadratkilometer) angeflogen, dieses hat ein eigenes Rollfeld und beherbergt eine Hand voll sehr luxuriöser Lodges.
1,5 Stunden von Kapstadt: Fairy Glen Game Reserve http://fairyglen.co.za/ (kleiner, intimer, hat außer Geparden alle Big 5)
2,5 Stunden von Kapstadt: Inverdoorn Game Reserve http://www.inverdoorn.com/ (etwas größer und touristischer, hat alle Big 5)
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